In Zeiten brennender Mobilfunk-Masten

Digitalisierung ist in aller Munde – zugleich scheint eine zweifelhafte Klarheit darüber zu herrschen, worum es sich dabei überhaupt handelt. Nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie sind in diesem Zusammenhang in den vergangenen Monaten Auswirkungen und Phänomene sichtbar geworden, welche die spezifische Verdinglichung der Wirklichkeit durch die Digitalisierung ideologisch einhüllen und damit verdecken, was sich dem gesellschaftlichen Bewusstsein entzieht. Eine kritische Beschreibung, Analyse und Diagnose der Gegenwart sowie ihrer Prophet_innen.

Es scheint auf der Hand zu liegen, von einem Ausnahmezustand, gar einer Krise fern der Normalität zu sprechen. Die von nahezu allen Regierungen weltweit vorgenommenen Pandemie-Verordnungen und ihre massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens, wie wir es bisher kannten, lösen diesen Affekt unwillkürlich aus. Es scheint, als bräche der Lauf der Zeit entzwei in die moderne Welt vor und die nach der Pandemie. Dieser Einschnitt definiert so ein Ende des Bestehenden und deutet zugleich den Anfang einer noch unbestimmten Zukunft an. Wenig überraschend und scheinbar automatisch hallt nun auf einmal ein verklungenes Echo nach dem Ruf eines ‚revolutionären Moments‘ zurück. Gar allzu messianisch verheißen zahlreiche Stimmen aller politischen Spektren, dass jetzt die Zeit einer Neueinrichtung der Welt gekommen sei. [1] Von zuhause aus? Wenn aber unerwarteterweise die Streaming-Verbindung der ‚revolutionären Zelle‘ abreißt, weil der_die Nachbar_in lieber die gesamte Bandbreite mit Haus des Geldes auf Netflix in Beschlag nimmt, drängt sich einem_einer ernüchternd auf, die ‚Verhältnisse‘ haben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Offenbar ist es leider doch wieder kompliziert.

„Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation“ vom Küchentisch

Mitte März 2020 überschlagen sich die Nachrichten. Es schließen Kindergärten, Universitäten, Museen, Theater, Kinos, Clubs – Arbeitsstätten. Beschäftigte werden entlassen, beurlaubt, in Kurzarbeit oder direkt ins home office geschickt. Die ganze Welt geht nach Hause – solang sie ein Zuhause hat. Die Straßen sind leer, aber die Kabel der Netze glühen. Was nun geschieht, ist alles andere als Stillstand. Während wie von Geisterhand der Fernsehsender ARTE Live-Sets von menschenlosen Berliner Tanzflächen sendet, um vermeintlich das Sterben der Diskotheken aufzuhalten und Freundeskreise sich von nun an über ZOOM gemeinsam gegen die Einsamkeit betrinken, startete am 03. April die ZDF-Miniserie „Drinnen – Im Internet sind alle gleich“, produziert von der Bildundtonfabrik (BTF) als kondensiertes Sinnbild dieses Zustandes.

„Die 35-jährige Charlotte (Lavinia Wilson) wollte ihr Leben umkrempeln, und zwar so richtig. Mit ihrem Job in der Werbeagentur hadert sie schon lange und mit ihrer Familie läuft es auch nicht rund. […][P]lötzlich kommt die Pandemie und alles wird anders. Eigentlich wollte Charlotte einfach nur raus. Raus aus dem Job, raus aus der Ehe, aber jetzt muss sie erstmal inne halten und bleibt DRINNEN.“ [2]

Geschrieben, produziert und gedreht direkt aus dem home office, heißt es gerade zu euphorisch vom ZDF-Hauptredaktionsleiter Frank Zervos. [3] Als Dreh- und Angelpunkt der Handlung fungiert das MacBook der Protagonistin. Doch anders als nur ‚Unterhaltung‘ bringt die 15-teilige ZDFneo-Miniserie damit ganz unscheinbar das Wesen der aktuellen Lage hervor. Viel deutlicher als bei vergleichbaren weltpolitischen Situationen bisher, tritt auf einmal ein gesellschaftsformendes Prinzip aus dem Schatten heraus, welches scheinbar so allgegenwärtig wie unerkannt ist. Nennen wir es der Einfachheit halber vorsichtig Digitalisierung . Belächelnd und mit einer gewissen Skepsis ließe sich behaupten, dass es sich dabei lediglich um eines unter zahlreichen postmodernen ,Buzzwords‘ handele. Doch dies soll nicht darüber hinweg täuschen, dass es ohne Frage als solches gebraucht wird; was sich aber dahinter verbirgt, soll sich noch zeigen. Die bloße Schlussfolgerung, aus wahrnehmbaren alltagskulturellen Veränderungen der vergangenen Monate von einer wie auch immer gearteten Krise oder einem Ausnahmezustand zu sprechen, vernebelt den Übergang von Analogem zu Digitalem. Eine materialistische Betrachtung dessen kann womöglich grundlegend für die Durchdringung gesellschaftlicher Wirklichkeit sein.

Von zuhause aus zu arbeiten kann selbstredend auf den ersten Blick sehr komfortabel sein. Doch was geschieht, wenn das die einzige Möglichkeit ist, den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten oder die jeweilige Ausbildung fortzusetzen? Prekäre, nicht-systemrelevante Beschäftigungsverhältnisse müssen sich so kurzerhand und gezwungenermaßen den Raum mit Reproduktionsarbeit teilen. Vermittelt durch eine Datenleitung, scheint sich auf einmal die öffentliche Sphäre auf wenige bewohnte Quadratmeter zu komprimieren. Eine solide Verbindung des Informationsaustausches und seine digitale Verlagerung der Sphäre des Öffentlichen in die private Wohnung hinein führt nun dazu, dass sich Lohnarbeitsverhältnisse weiter prekär verschärfen, da Arbeitgeber_innen über das Diktum einer vielbeschworenen „Flexibilität“ nun direkter Einfluss auf die Arbeitnehmer_innen nehmen können. Das geschieht durch die Expropriation der Privatsphäre und ihrer warenförmigen Reglementierung mittels der impliziten Erwartung, auch außerhalb regulärer Arbeitszeiten und außerhalb der eigentlichen Arbeitsstätte, nämlich nun in den eigenen vier Wänden, für das Lohnarbeitsverhältnis verfügbar sein zu müssen. In diesem Sinne ist dieser Prozess unter dem Marx’schen Begriff der ursprünglichen Akkumulation zu begreifen. Grundsätzlich heißt dies, dass Arbeiter_innen vom Eigentum ihrer Arbeitsbedingungen getrennt – enteignet – werden und damit zwangsweise in ein Verhältnis der Lohnarbeit übergehen. [4] Dies beschrieb Marx zunächst historisch im Übergang der bäuerlichen Arbeit zur doppeltfreien Lohnarbeit. Jedoch gilt es hierbei nicht, den Prozess der „sogenannten ursprünglichen Akkumulation als ein spezifisch-historisches, sondern vor allem als ein allgemein-permanentes Verhältnis zu verstehen, das sich so auch in den täglichen Zoom-Meeting-Marathons am Küchentisch oder aus dem Bett wirkmächtig zeigt. Eigentumsverhältnisse, die bislang der Privatsphäre zugeschrieben waren, werden nun zu Stätten, an denen sich abstrakte Arbeit unter Konsumption materieller Bedingungen – wie beispielsweise die Wärme der Gasheizung, die eigenen gekauften Möbel und nicht zuletzt die Internetverbindung – in Wert vergegenständlicht. Wenn man den Ausführungen von Marx folgt, dann müssen wir davon ausgehen, dass durch eine globale Vernetzung eine vermittelte und unumkehrbare Möglichkeit geschaffen ist, eine bislang nicht zugänglich gewesene materielle Basis zu erschließen, die somit an ein Kapitalverhältnis geknüpft ist. Das anfänglich als emanzipatorisches Moment proklamierte Internet als global village hat sich schon längst im Dienste des Weltmarktes sowie des industrialisierten Fortschritts in ihr Gegenteil verkehrt. Zwar mag vielleicht gerade jetzt durch home office-Instastories dieses Ausbeutungsverhältnis zunehmend sichtbarer werden, doch scheinen die Bedingungen dieser Ausbeutung kaum jemanden hinter dem Ofen hervor zu holen, in dem das häusliche DIY-Sauerteigbrot bäckt.

Was nicht digital ist, findet nicht statt

Denken wir nun an die ‚innovativen‘ Einfälle und Angebote der letzten Monate: Theater streamen Aufzeichnungen ‚legendärer‘ Aufführungen. Die Deutschen Bundesregierung hackt gemeinsam mit tausenden Freiwilligen an ‚Solutions‘ (#wirvsvirus). Unzählige Online-Spendenaufrufe fluten die Feeds und alle Universitäten stellen ihr Lehrangebot auf sogenanntes home-learning um. An all diesen Beispielen wird es kaum vorstellbar, dem stoischen und fast schon wahnhaften inhärentem Diktum zu entkommen: alles kann digitalisiert werden, also muss  alles digitalisiert werden. Noch 2019 benannte die Universität Wien ein neues Vizerektorat mit dem Titel „Digitalisierung und Wissenstransfer“, welches vom Wirtschaftsinformatiker Ronald Maier besetzt wurde. Angefangen bei der Digitalisierung von Forschung und Lehre reicht sein Arbeitsbereich über die IT-Infrastruktur der Universität bis hin zur „(Weiter-)Entwicklung digitaler Prozesse inklusive des Managementinformationssystems“. [5] Die erste Amtshandlung Ronald Maiers war es, das neue ‚bahnbrechende‘ Erweiterungscurriculum „Digitalisierung verstehen und mitgestalten“ zusammen mit der Ringvorlesung „Digitale Transformationen“ aus der Taufe zu heben. Als Gegenstand einer ubiquitären Herausforderung kommt der Digitalisierung darin fast schon die Rolle einer ‚wilden Natur‘ zu, die es zu beherrschen gelte. Mit den Worten Ronald Maiers müsse man ihr einfach „mit Freude“ begegnen, indem man „Ängste adressiert“, weil sich „die Menschen sorgen“ würden. [6] Diese Aussage wirkt in ihrem funktionalen Jargon geradezu absurd und auch bezeichnend für die Virulenz der Thematik. Roger Behrens versucht in seinem Text „Was ist das Digitale?“ die kulturhistorische Bedeutung des Begriffs innerhalb seiner jeweiligen ideologischen Bedingungen auszuloten und liefert darauf eine grundlegend kritische Diagnose. „Der Kulturpessimismus von einst [hätte sich] in einen Kulturoptimismus verwandelt“ und sei seit je dennoch im Geiste zwischen „Popdiskursen“ und „postbürgerliche[m] Feuilleton“ konservativ geblieben. [7] Der Umgang mit der Digitalisierung finde so rein affirmativ-praktisch statt, doch worum es sich im materialistischen Sinne konkret handelt, wenn wir von Digitalisierung oder dem Digitalen sprechen, bleibt allzu oft unbeantwortet. Um die Digitalisierung aus dieser augenscheinlichen Mystifizierung zu befreien, wäre es notwendig, sie in erster Linie hinsichtlich des Naturverhältnisses, also ihrem Bezug zur gesamten wahrnehmbaren Welt der Dinge zu befragen, um somit eine begriffliche Präzisierung zu ermöglichen. So steht das Wort digital digitus etymologisch für den Finger oder die Zehen und damit einerseits für einen zeigenden Gestus, andererseits für eine Zählbarkeit von Dingen. In dieser rudimentären Funktion hat dies noch kaum etwas mit dem gemein, was wir landläufig als Digitalisierung bezeichnen würden. Trotzdem verbirgt sich darunter bereits ein Prinzip, die erste Natur formhaft und so beschreibbar zu machen. Dies geschieht jedoch nur unter dem Preis eines getakteten Reduktionismus, durch die Vereinzelung der mannigfaltigen Natur zu Monaden. Zeit wie auch Wert, beides gesellschaftlich durch Diskretion hervorgebracht, ermöglichen eine Quantifizierung als nur scheinbar unabhängige und gesetzmäßige Unterscheidbarkeit von Zuständen. Erst dadurch kann die erste Natur als digitales Signal kommodifiziert werden. Gestaltlose erste Natur wird in dieser Weise ästhetisiert bzw. in eine vergesellschaftete zweite Natur überführt. Die Dinge werden damit gewissermaßen der unbestimmten Welt enthoben.

Doch anders als in einem analogen System, wo in einem kontinuierlichen Vorgang durch die direkte Umwandlung von Energie Informationen angehäuft werden, geschieht dies in einem digitalen System mittels unterschiedlicher Annäherungsverfahren, beispielsweise innerhalb sogenannter Analog-Digital-Umsetzer. Dazu ist es notwendig, physische und zu übersetzende Signale durch eine elektronische Spannungsänderung zu erfassen, deren spezifischer Wert im dualen Zahlensystem mit der Leistung zahlreicher Logikgatter speicherbar und abrufbar wird. Da diese Mechanik begrenzten physikalischen Gesetzen unterliegt, produziert ein digitales System in jedem Fall Verluste gegenüber der ersten Natur. Diese Verluste lassen sich für die menschlichen Sinne zwar nicht unmittelbar wahrnehmen und scheinen so auf den ersten Blick unwesentlich, die dadurch erzeugten ‚Fehler‘ sind aber gerade ‚systemrelevant‘, indem sie die Funktionalität gewährleisten. Greifen wir jetzt wieder die „ursprüngliche Akkumulation“ auf, so zeigt sich, dass genau durch den von der Digitalisierung vorgenommenen rationalisierten und entfremdenden Zugriff auf die Privatsphäre die Produktion von Wert erst möglich wird. Obgleich sich materiell weder etwas an den Dingen der Welt noch augenscheinlich dem Eigentum geändert hat, wurde etwas hinzugefügt, das sich der ersten Natur entzieht. Alfred Sohn-Rethel erkennt an diesem Moment die bereits von Marx ins Spiel gebrachte Teilung von geistiger und materieller Arbeit.[8] Dem „exakten Begriff der Natur“, wie ihn Alfred Sohn-Rethel darin denkt, wird zugleich das mechanistische Denken in derselben vorausgesetzt, das ebenso seinen Ursprung in der Primärabstraktion des Tauschverhältnisses hat und aus der sich damit die Handlung wechselseitiger privater Aneignung präsentiert. [9] Sohn-Rethel gelingt es so, die idealistische Fetischisierung der Mathematik als mutmaßliches Produkt reinen Verstandes wieder auf das gesellschaftliches Sein zurück zu führen. Die Mathematik ist demnach weniger als bloß abstrakt und formelhaft, sondern vielmehr als Grundlage eines verdinglichten  Bewusstseins zu begreifen. Jedoch zeugt die Wirklichkeit des grassierenden, undialektischen Irrationalismus wohl eher vom Scheitern oder einer Schrumpfform dieser Erkenntnis.

Bill Gates in der „Verwalteten Welt“

Eine Pandemie ist zunächst eine Naturkatastrophe besonderer Art, da sie sich unserer direkten sinnlichen Wahrnehmung entzieht. Die Auswirkungen eines Tsunamis, Erdbebens oder einer Lawine hingegen sind in erster Linie kausal mit der Zerstörung, die sie hinterlassen und damit unmittelbar nachvollziehbar. Die stete Ausbreitung von SARS-CoV-2 kann so für uns nur durch Ziffern darstellbar und begreifbar gemacht werden. Allzu präsent sind die Diagramme der John-Hopkins-University [10] sowie die modellhaften Prognosen des zeitlichen Infektionsverlaufs durch eindämmende Maßnahmen. Es handelt sich dabei um nichts anderes als die Vergesellschaftung von Natur. Wenngleich diese bloße Verdatung der Natur im Vertrauen in evidenzbasierte Medizin und Wissenschaft keinerlei Zweifel hegt, zeigt es sich, dass eine altbekannte ‚Skepsis‘ die Runde macht. Es fällt schwer, bekennende Antisemit_innen und Verschwörungstheoretiker_innen als Skeptiker_innen zu benennen. Während man jene gutgläubig in der Vormoderne wähnt, fristen sie ihr Dasein direkt vor unseren Augen auf Youtube, Facebook und Co. In diesem spezifischen Aspekt einen sich viele der kruden Erklärungsversuche. Mal ist es das Virus, das einem hochtechnologischen Labor entstamme, dann ist es wieder Bill Gates, dessen erklärtes Ziel es sei, mit der Unterstützung der WHO und einer Erforschung des Impfstoffes die Menschheit zu „micro-chippen“, und mal wird der Ausbau des 5G-Netzes für die Pandemie verantwortlich gemacht. Die Basis dieses ‚aufklärerischen‘ Bewusstseins formiert sich aus einer Melange von Moderne- und Technikfeindlichkeit, die wahnhaft intrigante Herrschaftsordnungen herbeiphantasiert. Sicherlich ließe sich ihnen lapidar ein fehlender Realitätssinn attestieren, wenn nicht gerade darin das Problem läge. Paradigmatisch für das, was Adorno und Horkheimer die „Verwaltete Welt“ nennen, veräußern sich verzweifelte Subjekte, denen die Verdinglichung zu Kopf gestiegen ist. [11] Gemäß Adorno findet der antinomische Bruch von Kultur und Verwaltung, der sich in der Trennung von geistiger und materieller Arbeit durchsetzt, seine ideologische Aufwertung und damit seine Untrennbarkeit von der integralen Vergesellschaftung. Ob nun spekulativer Fortschrittsoptimismus oder regressive Feindseligkeit gegenüber dem Fortschritt: hier verbirgt sich ein falsches Bewusstsein, das an der eigenen Irrationalität gegenüber der Wirklichkeit scheitert und durch ein beherrschbares Wunschdenken substituiert wird. Die Versprechungen mögen noch so befreiend klingen, doch sind sie totalitär und bloßer Schein.

Angesichts hunderttausend sterbender Menschen weltweit, notwendiger Einschränkungen von Grundrechten und nicht zuletzt zunehmender Prekarisierung, wirkt der Versuch geradezu absurd, in irgendeiner Form Hoffnung zu schöpfen. Deshalb ist es in jeder Hinsicht undenkbar, von einer ‚richtigen Zeit‘ zu sprechen, wenn sich dann nur der Irrationalismus als Ausdruck eines vernebelten, naturalisierten, aber doch allgegenwärtigen Zustandes zu erkennen gibt. Denn ebenso wenig wie ein veganer Koch wird ein Vizerektor für Digitalisierung dem gerecht, was einer emanzipatorischen Gesellschaftskritik bedarf. Sich von den ‚Verhältnissen‘ blind machen zu lassen, ist keine Frage des Studiums, sondern Ausdruck von ideologisiertem Pragmatismus.


Fußnoten

[1] Es sei hier auf die bezeichnenden ‚Visionen‘ des ‚Zukunftsforschers‘ Matthias Horx verwiesen: „Vielleicht war der Virus nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt. Aber sie kann sich neu erfinden.“

Horx, Matthias: Die Welt nach Corona, URL: bit.ly/2Z3s0Yi (abgerufen 22.06.2020).

[2] ZDF: DRINNEN – Im Internet sind alle gleich, URL: bit.ly/2zQsIiH (abgerufen 01.06.2020).

[3] vgl. ZDF Presse und Informationen: ZDFneo startet aktuelle Serie „Drinnen – Im Internet sind alle gleich“, URL: bit.ly/3csYC2k (abgerufen 01.06.2020).

[4] vgl. Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der Politischen Ökonomie Erster Band, MEW Bd. 23. Dietz. Berlin 1962, S. 742.

[5] Medienportal Universität Wien: Universität Wien: Neues Rektorat ab Oktober 2019, URL: bit.ly/2ZRlTbs (abgerufen 01.06.2020). Universität Wien: Ronald Maier Geschäftsbereich, URL: bit.ly/3gH06sX (abgerufen 01.06.2020).

[6] Center for Teaching and Learning (CTL) Universität Wien: Short&Sweet Summary 2: Ringvorlesung „Digitale Transformationen“, WS 2019/20, Uni Wien, Youtube, URL: youtu.be/YKij_10XrDM?t=585 (abgerufen 01.06.2020).

[7] Behrens, Roger: „Was ist das Digitale?“, URL: bit.ly/3gDB65Q (abgerufen 01.06.2020).

[8] Alfred Sohn-Rethel schreibt darüber hinaus: „Es ist purer Formalismus der zweiten Natur und bezeugt durch seine Beschaffenheit indirekt, daß in der Antike die Kapitalform des Geldes, also der Funktionalismus der zweiten Natur, zuletzt steril geblieben ist, nämlich zwar die Arbeit entsklavt, aber doch die produktive Verwendung der freigelassenen Arbeitskraft in keiner beachtenswerten Weise, wenn überhaupt, erhöht hat.“

Sohn-Rethel, Alfred: Geistige und körperliche Arbeit, VCH. Weinheim 1989, S. 122.

[9] vgl. ebd., S. 125, 127.

[10] John-Hopkins Universiy & Medicine: COVID-19 Dashboard by the Center for Systems Science and Engineering (CSSE) at Johns Hopkins University (JHU), URL: bit.ly/36MDuCQ (abgerufen 01.06.2020).

[11] So schreibt Adorno: „Verwaltung aber repräsentiert notwendig, ohne subjektive Schuld und ohne individuellen Willen, das Allgemeine gegen das Besondere. Das Gefühl des Windschiefen, Unvereinbaren im Verhältnis von Kultur und Verwaltung heftet sich daran. Es bezeugt den stets noch antagonistischen Charakter einer stets weiter sich vereinheitlichenden Welt.“ (Adorno, Theodor W.: „Kultur und Verwaltung“ in: Tiedemann, Rolf (Hg.), Soziologische Schriften Bd. 1, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1979, S. 128.)