Zum Verhältnis von Pornographie und Shoah.
„For an Israeli child in the 1960s, these are Jews. He doesn‘t think of Poles or Frenchmen. For him, the inmates are all Jews. The victims of
abuse are his parents. His grandparents. Potentially, himself. The only way not to be subject to such abuse is to be the abuser himself.“
– Prof. Omer Bartov, in: „Pornographie und Holocaust“ (2008, Regie: Ari Libsker)
Neurotischer Despot, verführerische SS-Offizierin: Die Stalagliteratur
In „Kitsch und Tod“ beschrieb Saul Friedländer 1984 die Faszination am Nazismus durch eine (vermeintliche) Gegensätzlichkeit:
„[…] dem Hitler der Vergangenheit und dem Hitler, wie er heute gesehen wird, den historischen Fakten und der retrospektiven Interpretation, den wirklichen Ereignissen und ihrer Ästhetisierung und, nicht zuletzt, mit dem ‚humanen Menschen‘, der durchaus für sich einzunehmen weiß, mit dem Biedermann in seiner Welt aus Kitsch, und der blinden Energie, die alles vernichtet.“ 1 Kitsch als Moment des Eigenbrödler- und Spießertums, archetypisch am Deutschen, beschrieb auch Hannah Arendt in „Banalität des Bösen“ 2 , welche Adolf Eichmann verkörpere.
Am 11. April begann, am 15. Dezember 1961 endete der Prozess gegen Adolf Eichmann mit der – als bisher einziger Delinquent in Israel – Verurteilung zum Tode. Er wurde am 1. Juni 1962 gehängt. Dreizehn Jahre nach der Gründung des Staates Israel trat erstmalig die traumatische Erfahrung der Shoah in die israelische Öffentlichkeit.
Doch begann der Prozess der Erinnerung an die Shoah nicht nur legal mit dem Eichmann-Prozess durch Zeugenaussagen vor Gericht, sondern während dieser Zeit auch verfemt von jugendlichen Nachkommen der Überlebenden in Gestalt pornographischer Groschenromane, der Stalags. Alle Stalags, angelehnt an die Bezeichnung der Kriegsgefangenenlager
„Stammlager“, einte eine Handlungslinie, welche in immer der selben Art und Weise vom Trauma abstrahierte und damit Stalags mehr als nur zu obszöner Pornographie machte.
Stalags galten als erste, leicht zu erwerbende Pornographie in den 60er Jahren Israels. Die Geschichten handelten von amerikanischen oder britischen Piloten, welche von Deutschen in Gefangenschaft genommen und von vollbusigen SS-Aufseherinnen gefoltert und sexuell missbraucht wurden. Den Protagonisten gelang ihre Befreiung und sie rächten sich mit denselben
Mitteln an ihren Foltererinnen. Das Genre der Sadiconazista ist in der Schundromanliteratur in den 60er, filmisch in den 70er Jahren in Italien bekannt geworden. Filme wie „Portiere di notte“ und „L‘Ultima Orgia della Gestapo“ sind hierfür als Beispiel zu nennen. Auch aktuelle Produktionen, wie beispielsweise „Inglorious Basterds“, lassen sich durch einige Merkmale in das Genre einfassen, wenn auch im Vergleich zu klassischen Sadiconazista mit nur schwach ausgeprägte sexuelle Referenzen, durch den Fußfetisch Tarantinos 3 (Hans Landa und der verlorene Schuh Brigitte von Hammersmarks). Das reißerische Rachemotiv (der Bärenjude und femme fatale Emanuelle Mimieux), mit dem sich die Zuschauerschaft gesellschaftlich verträglich fasziniert identifizieren kann und die damit einhergehende Enthistorisierung sind für das Genre konstitutiv.
Neben neurotischen Despoten und sexualisierten SS-Aufseherinnen erscheint wichtig, die Figuren der passiven Opfer sowie die der Kapos, der Handlanger, auf die ich später noch zurückkommen werde, anzuführen. Die passiven Opfer sind dabei Figuren, die gefoltert und ermordet werden und beliebig ersetzbar sind. 4 Die Kapos hingegen, einst selbst Opfer, sind als zwischen Kitsch und Vernichtung verhaftete SS-Männer dargestellt, die „[…] Klavierstücke aus dem Repertoire der deutschen Klassik [spielen], während nebenan vielleicht gefoltert wird“. 5
Neuer Jude, neuer Staat: Zur Krise der Männlichkeit und nationalen Identität
Als Vorbild der Stalags fungierten amerikanische Männermagazine der späten 1950er Jahre 6 , deren Inhalte im Zuge des Beginns der Zweiten Welle der Frauenewegung 7 sich vom sexistischen
Grundmotiv der Frau in Bedrängnis – eines vom Mann heroisch begangenen abenteuerlichen Weges zur Rettung des Dummchens aus der Patsche – zum misogynen Ressentiment offenbarte. In der realen Angst vor der sexuell befreiten Frau schuf sich, textlich und stark bebildert, das Motiv der Bestrafung der Frau als Verführerin und Monade autonomer Sexualität im neuen Genre der „Folterromane“. 8 In „Stalag 13“ ist der Protagonist des Romans Mike Baden das Porträt des Machismo, der, trotz Niederschuss der Franzosen in der Normandie, sich im feindlichen Gebiet behaupten könne, bis er von einem ansässigen Bauern verraten wird: „[he] arrives at the camp, all without losing his poise.“ 9
Die Shoah, das Unaussprechliche, umkreiste als Tabu die Nachkommen der Überlebenden insofern, als dass das Erwachsenwerden untrennbar mit dem Beweis des Überlebens verbunden ist 10 , sodass das zionistische Identitätsmoment eines neuen Juden in der gedanklichen Figur des Sabra als Leitkultur fungierte 11 : als ein Jude, der sich trotz allumgebender Feindschaft dennoch aufrichtig am Leben hat halten können und nach der Alija 12 in Eretz Israel seine Wurzeln wieder schlug. Ein Sabra ist stolz, wehrhaft und männlich.
Yehiel Feiner veröffentlichte unter dem Pseudonym Ka-Tzetnik 135633[13] den semi-autobiografischen Roman „The House of Dolls“ („Freudenhaus“), welcher von eigen ausgewiesenen Baracken handelte, in denen in erster Linie Jüdinnen zum Sex gezwungen wurden. Sein Roman wurde teilweise als „unzulässige Holocaustliteratur“ geächtet, da die einzig zulässige eine halbfiktionale sei, in der die Handlung durch heldenhaften Widerstand und Aufopferung gekennzeichnet ist. 14 Die Metapher des Sabra ist als Symbol des Zionismus zu deuten, der im offenen Widerspruch zum Imperialismus steht: „Sabra“ trägt in sich das Moment des Zwangs, sich gegen die existenzielle Bedrohung in der Menschheitsgeschichte und in der Geschichte der Zivilisation wehren zu müssen.
Das erste Stalagheft wurde 80.000 Mal verkauft 15 – die Leserschaft setzte sich vor allem aus männlichen und heterosexuellen Nachkommen Holocaustüberlebender zusammen. 16 Nur wenige Jahre nach der Staatsgründung lag mit der Suezkrise 1956 die letzte militärische Auseinandersetzung mit einem direkten arabischen Nachbarstaat zurück. Die permanente Bedrohung und die dadurch entstandene Zerrissenheit spiegelt sich auch in der Gesetzgebung wider: der öffentliche Skandal an den Stalag war nicht etwa die Beschreibung und Darstellung nazistischer Bilder in der Pornographie, sondern der pornographische Anteil selbst. 17 So wurde der wohl mit Abstand skandalöseste aller Stalags „Ich war Oberst Schultzes Hündin“ 1962 aufgrund der obszönen sexuellen Darstellungen als einziger gerichtlich angeordnet verboten und der Autor mit der Höchststrafe von drei Monaten verurteilt. 18 Der israelische Rechtskreis lehnt sich am common law, eine Remineszenz des britischen Mandats, an und umfasst daher auch die praktisch-judikative Öffnung zum Präzedenzfall. Doch galt dieses Verbot nicht als ein Referenzpunkt für spätere richterliche Urteile, sondern die Produktion wurde mit der Hinrichtung Eichmanns Mitte 1962 so gut wie komplett eingestellt: „Ihr Verschwinden zeigt mehr eine Verlagerung vom Kollektiven in das Private“. 19 Das Erscheinen von Stalags, ihrer Gleichzeitigkeit zum Eichmann-Prozess und die Vergangenheit ihres Gegenstands müssen daher als Moment des zerrissenen Bewusstseins und des Traumas der Shoah verstanden werden; als versuchter Bruch des familiären Schweigens über das Unaussprechliche.
Tagtraum Pornographie, Trauma Shoah: Zur Differenz von Erotik und Perversion
Eli Keidar, Autor der ersten Stalags und Konsument, beschreibt in einem Interview mit dem Regisseur Ari Libsker seine Nervosität, einhergehend mit somatischen Symptomen, wenn er bei seinen Eltern weilte: „Jeden zweiten Tag glaubte meine Mutter, dass sie oder ich sterben würde“. Er berichtet ebenfalls, dass, wann immer sie diskutierten, die Mutter sich bedroht sah zu sterben und ihm dafür die Schuld gab. 20 Keidar steht stellvertretend für eine Generation der Symptomträger 21 der Kinder Überlebender, die durch den Konsum der Stalags „ein Drehbuch agieren, das nicht ihr eigenes, sondern in Wahrheit Teil der Geschichte ihrer Familien und insbesondere jener Angehörigen ist, die den Holocaust überlebt hatten“. 22
In der Psychoanalyse lässt sich die Pornographie zu den Tagträumen zählen, die der „Befriedigungen ehrgeiziger, großsüchtiger, erotischer Wünsche [dienen], die um so üppiger gedeihen, je mehr die Wirklichkeit zur Bescheidung oder zur Geduldung mahnt.“ 23 Die Einbettung dieser Sehnsüchte im Stalag zur Vermeidung einer Retraumatisierung ermöglicht hierbei eine sekundäre Bearbeitung des Traumas. Der realhistorische Bezug durch die Darstellungen des Lagers und die meist englischen Pseudonyme der Autoren zum Eindruck einer nicht zu nah an der Realität
erinnernden Authentizität offenbart sich – durch eine Verfremdung und Entstellung des individuellen Leides 24 – der Bezug auf die Judenvernichtung, ohne dass die Darstellungsfiguren Jüdinnen oder Juden sein müssten. „Um im Dienste eines lustvollen Erlebens einstiger Traumatisierung zu stehen, bedarf es in der Pornographie gewisser Rollenkonstellationen […]: Neben
der Rolle des Voyeurs in der sich der Konsument befindet, spielen Sadismus und Masochismus als Identifikationsangebote eine Rolle“. 25
Der Psychoanalytiker Robert Stoller beschreibt 1979 die Perversion als ein neurotisches Moment, dessen Rachebedürfnis aus der Frustration im ödipalen Konflikt entspringe. Zu betonen ist hier, dass sich nach Stoller als ‚pervers‘ nicht alles Abweichende zu verstehen ist, sondern erst, wenn „die Wahl des Objekts […] dem Wunsch entspringt, dem Objekt zu schaden, und als ein Racheakt empfunden wird“. 26 Für den Traumatisierten und für die Traumatisierte gelten daher in der Regel zwei fragmentierte Introjekte, die sich in ihnen wiederfinden: das verfolgte Introjekt und das Täterintrojekt. 27 Sándor Ferenczi prägte den zur Projektion symmetrischen Begriff der Introjektion, eine psychische Operation der Einverleibung eines Objektes in das seelische Innere. Der primäre Narzissmus des Frühkindlichen würde damit gebrochen, indem das Kind realisiert, dass es nicht mit seiner Mutter eins ist. „Im Grunde genommen kann der Mensch eben nur sich
selbst lieben; liebt er ein Objekt, so nimmt er es in sein Ich auf “ 28 und ermögliche eine identifikatorische Assimilation des Introjektes als Bereicherung. 29 Einverleibung bedeutet jedoch nicht zwangsläufig die Integration in das Ich: der Wiederholungszwang des Traumas wird sekundär bearbeitet und verbleibt damit eben nicht in das Ich integriert, sondern existiert im Subjekt als eine innere Realität, die durch die Motive in den Stalags szenisch reinszeniert wird. 30
Die Introjektion des Angreifers oder die Identifikation mit dem Aggressor, die „während der Traumatisierung als einzige Quelle narzisstischer Zufuhr“ 31 diente, erfüllt hier eine Doppelfunktion. Die Figur des Kapos decke sich „mit den inneren Anklagen der Opfer, die sich schuldig fühlen für die positiven Gefühle gegenüber den Tätern und ihrem introjizierten Strafbedürfnis“. 32 In diesem Sinne ist das Schlüsselmoment von Trauma zu Perversion die Rachephantasie: In der Perversion liegt „ein phantasierter Racheakt zugunde, in dem sich die sexuelle Lebensgeschichte des Betreffenden verdichtet – seine Erinnerungen und Phantasien, Traumen, Frustrationen und Freuden“. 33 Perversion ist die erotische Form von Hass. Die Geschlechterinversion von den vormeist Täter-Männern der Realität werden nun Frauen in der Phantasie, welche bewirkt, „dass die sexuellen Nötigungen durch den Verlust des Phallus und das Ausbleiben der Penetration von den zumeist heterosexuell ausgerichteten männlichen Konsumenten als weniger bedrohlich erlebt werden“ 34 . Während der neurotische Despot als Zerrbild der Täter dargestellt wird, bietet die verführerische SS-Offizierin eine Figur an, die den „aus narzisstischer Not ‚geliebte[n] Täter‘“ 35 chiffriert und legt somit das verinnerlichte Gegengewicht zu den stummen Nebenerscheinungen der Figuren ermordeter Mithäftlinge, den „Repräsentanten der Überlebensschuld“. 36
Die Bearbeitung der inneren Realität durch szenische Reinszenierung zeigt sich daher in den Stalags in der konkretistischen Form mit dem Schauplatz des Lagers als geschlossener Kosmos von Autorität; mit den verflachten Charakteren der Täter und Opfer: die Figuren in den Stalagromanen sind eindimensional, engstirnig und rachsüchtig – sie sind Abwürfe einer Zwangsphantasie, in der gefühlt werden kann, was nicht mehr gedacht werden darf. So flach wie die Charaktere der Figuren der Stalags sind, so unfassbar ist die Judenvernichtung. Erst durch die Inszenierung des Gerichtsprozesses, „[…] durch das Engagieren amerikanischer Filmteams zu Dokumentationszwecken, den Umbau eines Theaters zum Gerichtssaal und den untypischen Einstellungen der Kamera, die die Reaktionen des Verhandlungspublikums einfingen“ 37 , konnte Eichmann überhaupt „der Prozess gemacht“ werden. Bis kurz vor seiner eigenen Hinrichtung, für die
Eichmann sich weigerte, eine Augenbinde zu tragen, 38 versprach er im Tode die Judenvernichtung erfolgreich zu beenden: „In einem kurzen Weilchen, meine Herren, sehen wir uns ohnehin alle wieder.“
„Das perennierende Leiden hat soviel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe sich kein Gedicht mehr schreiben. Nicht falsch aber ist die minder kulturelle Frage, ob nach Auschwitz noch sich leben lasse, ob vollends es dürfe, wer zufällig entrann und rechtens hätte umgebracht werden müssen.“
– – Theodor W. Adorno, in: Negative Dialektik
Fußnoten
1: Saul Friedländer: Kitsch und Tod. Der Widerschein des Nazismus. Frankfurt/M: Fischer, 2007. S. 75
2: Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem.
Ein Bericht von der Banalität des
Bösen. München: Piper, 2011
2
Die zahlreichen Szenen der vielen Fil-
me Tarantinos, für alle die sich Ta-
rantino offen zum Fußfetischismus
bekennen würde, hier aufzuzählen,
würde den Rahmen völlig sprengen.
3
Marcus Stiglegger: Nazi-Chic und
Nazi-Trash. Faschistische Ästhetik in
der populären Kultur. Berlin: Bertz &
Fischer, 2011, S. 32
4
Rolf Grimminger: Terror in der Kunst.
In: Merkur 2/1998, S. 116-127
5
Amit Pinchevski & Roy Brand: Holocaust
Perversions: The Stalags Pulp Fiction and
the Eichmann Trial. In: Critical Studies
in Media Communication. Vol. 24, No. 5,
December 2007, pp. 387-407, S. 391
6
Für den Beginn der Zweiten Welle
der Frauenbewegung in den USA ist
die Executive Order zur Presidenti-
al Commission on the Status of Women
als zeitliche Zäsur zu verstehen. Diese
Executive Order stützt sich dabei auf den
unratifizierten, aber inhaltlich verkehrs-
fähigen Verfassungszusatz zur recht-
lichen Gleichstellung der Frau.
7
8 Pinchevski & Brand, 2007: S. 391
9 Pinchevski & Brand, 2007: S. 394
Pinchevski & Brand, 2007: S. 388
11
Jasmin Bleimling & Adrian Kind:
Stalag Holocaust-Pornographie. Eine psy-
choanalytische Betrachtung der Trans-
formationen des Traumas im Schatten
des Eichmann-Prozesses in den 1960er
Jahren in Israel. In: Psychosozial: Um-
kämpfte Psyche – Zur Rekontextuali-
sierung phsychischen Leids. 38. Jahr-
gang, Nr. 142, 2015, Seite 71-83, S. 81
„Alija“ bezeichnet im Judentum
die Rückkehr in das Gelobte Land.
12
„Ka-Tzetnik“ steht als phonetisch aus-
geschriebene, am Hebräischen angelehn-
te Abkürzung für „Inhaftierter des KZ“.
135633 war Feiners Häftlingsnummer.
13
14 Pinchevski & Brand, 2007: S. 393
15 Bleimling & Kind, 2015: S. 72
16 Bleimling & Kind, 2015: S. 75
17 Pinchevski & Brand, 2007: S. 390
18 Ebd.
19 Bleimling & Kind, 2015: S. 81
Pornographie und Holocaust (2008,
Regie: Ari Libsker)
20
21
Bleimling & Kind, 2015: S. 77
Yolanda Gampel: Eine Tochter des
Schweigens. S. 147 In: Bergmann,
Jucovy & Kestenberg (Hrsg.), Kinder der
Opfer, Kinder der Täter. Psychoanalyse
und Holocaust (S. 147-172). Frankfurt/M.:
Fischer.
Freud beschrieb in Jenseits des Lust-
prinzips den unbewussten Auftrieb des
Widerholungszwanges eines Traumas in
ein Wiedererleben des Verdrängten. Die
Reinszenierung unverarbeiteter und in
der Wiederkehr aufscheinender Traumata
und der dadurch entstehende Widerstand
ist ein zentrales Moment in der psycho-
analytischen Praxis: Widerstand und
Übertragung als psychische Operationen
sind Gegenstand des Analytiker-Analysa-
nd-Verhältnisses. Die szenische Reinsze-
nierung beschreibt hier die Wiederkehr
des Verdrängten über den Konsum von
Stalags, also auf ein nicht zur Gänze und
damit nur sekundär zu bearbeitendes
Trauma, da es nicht verbal, sondern nur
phantastisch, in einer inneren Realität,
„agiert“ wird – wenn davon denn hier noch
die Rede sein darf, was zu bezweifeln ist.
30
Ilse Grubrich-Simitis (1979): Extrem-
traumatisierung als kumulatives Trauma.
Psychoanalytische Studien über seelische
Nachwirkungen der Konzentrationslager-
haft bei Überlebenden und ihren Kindern.
Psyche, 33. Jahrgang, 991-1023, zitiert
nach Bleimlinger & Kind, S. 75
31
32 Bleimling & Kind, 2015: S. 80
33 Stoller, 1998: S. 94
34 Bleimling & Kind, 2015: S. 81
35 Bleimling & Kind, 2015: S. 80
36 Ebd.
37 Bleimling & Kind, 2015: S. 74
22
Sigmund Freud:(1916-17a). Vorlesun-
gen zur Einführung in die Psychoanalyse.
GW XI
23
24 Bleimling & Kind, 2015: S. 78
25 Ebd.
Der Spiegel 23/1962, http://www.spiegel.
de/spiegel/print/d-45140452.html [zuletzt
am 8.5.2017]
38
Robert J. Stoller: Perversion. Die eroti-
sche Form von Haß. Gießen: Psychosozial.
1998, S. 28
26
27
Bleimling & Kind, 2015: S. 76